Siegreiche Regenschlacht

Mit ungläubigen und staunenden Gesichtern standen alle Teams da, versunken im Schlamm des Serviceplatzes in Pößneck der Rallye Thüringen. Monsoonartige Regenfälle sorgten für ein Chaos in der Region, das auch die Veranstalter der Rallye ins Wanken brachte. Wir dagegen freuten uns wie Regenkönige auf die bevorstehende Herausforderung, denn es war "Veitwetter"…

Schon beim Shakedown am Donnerstagabend hatten wir ein gutes Gefühl und konnten das neue Dogring-Getriebe vom Swift auf Herz und Nieren prüfen. Alles funktionierte tadellos. Das einzige Problem bereitete uns wieder einmal die Gegensprechanlage. Da Veit und ich zwei verschiedene Systeme in unseren Helmen verbaut haben, gibt es noch immer zu viele Nebengeräusche in Veits Ohren. Wir testeten verschiedene Lösungen, um diese aus meinem Mikro zu filtern, damit er meine Ansagen klarer und deutlicher verstehen kann - doch ohne Erfolg. Für die Rallye musste es daher vorerst wie gewohnt "funktionieren".

Die erste Wertungsprüfung (WP) war der Zuschauerrundkurs mit Gruppenstart in Pößnecks Innenstadt. Als zweites Fahrzeug unserer Gruppe konnten wir zügig ans 10 Sekunden vor uns gestartete Honda Civic Team aus Tschechien heranfahren und kurze Zeit später überholen. Doch dann verbremste sich Veit bei der Zufahrt zu einem Kreisverkehr und produzierte einen Dreher, den er jedoch meisterlich abfangen konnte. Der Civic ging wieder vorbei. Also erneute Attacke richtig Spitze, die wir am Ende mit der ersten Bestzeit übernehmen konnten.

Der eigentliche Scharfrichter wartete jedoch noch auf uns. Die 17 km lange Nacht-WP "Remptendorf", die uns bei wieder stark einsetzendem Regen gehörig Respekt einflößte. Veit meinte zu mir, er wolle nichts riskieren und hätte keine Lust das Auto irgendwo im thüringischen Unterholz zu versenken und kontrolliert und ohne Risiko durchfahren. Mit dem Ergebnis: klare Klassenbest- und 14. Gesamtzeit. Erklären konnte wir uns dieses Ergebnis nach unserer Stotterfahrt selbst nicht…

Im anschließenden Freitagsservice versuchten wir einen anderen Helm für mich und die Samstagsetappe zu organisieren. Hilfe fand sich in Daniel Herzig, seines Zeichens selbst Copilot, der an diesem Wochenende ohne Beschäftigung war, und mir freundlicherweise seinen Helm überließ und es uns so ermöglichte im Auto besser kommunizieren zu können. Vielen Dank dafür Daniel.

Der Samstag gestaltete sich genauso regnerisch wie die Tage zuvor, die "Susi" lief problemlos und wir hörten nicht auf weitere Bestzeiten zu setzen. Am Ende sollten wir alle WPs der Rallye gewinnen und einen unangefochtenen Klassensieg und feinen 15. Gesamtrang nach Hause fahren. Unser erster Sieg nach einer Durststrecke von eineinhalb Jahren war die Belohnung für die harte Arbeit des gesamten Suzuki-KKL Teams während der langen Entwicklungszeit.

Einen kleinen faden Beigeschmack hatte die Rallye allerdings für uns. Da wir Markus Moufang und Hartmut Walch im bärenstarken BMW M3 auf dem langen Runskurs "Pößneck Nord" stark behinderten, indem wir die Rennlinie für sie nicht frei machten und ihnen damit keine Möglichkeit gaben an uns vorbei zu fahren, mussten wir uns anschließend herbe Kritik von vielen Seiten gefallen lassen. Doch da weder Veit noch ich von der Situation etwas mitbekommen haben, blieb uns nichts anderes übrig als uns dafür bei Beiden zu entschuldigen. Darauf erwiderte Markus Moufang zu Veit: "Beim nächsten Mal schiebe ich Dich in den Wald…". Unsere Entschuldigung schien damit nur bedingt akzeptiert worden zu sein.

Sicherlich war unser Verhalten sportlich nicht fair, aber ist das ein Grund sportlich "faire" Drohungen auszusprechen? Wir werden von nun an vor Rundkursen unseren Aufschrieb mit einer kleinen Notiz ergänzen: Rückspiegel!