Heimsieg trotz Schulterbruch

Nachdem ich mit Veit König und dem neuen "Swiftl" im letzten Jahr nur zwei Testeinsatze gefahren bin und wir danach immer wieder von Motorenproblemen zurückgeworfen wurden, sollte nach der Komplettüberholung des Motors über den Winter dieses Problem endlich der Vergangenheit angehören. Trotzdem war es wieder einmal aufregend vor dem Start bei unserer Heimrallye im Erzgebirge, wie immer eigentlich.

Veit hatte sich während eines Sturzes beim Schneewandern die Schulter gebrochen und litt unter den nächtlichen Schmerzen und dem Schlafentzug der letzten Wochen. Ich hingegen hatte meine klassische Frühjahrserkältung. Hinzu kam, dass bei unserer Ankunft in Stollberg der Anlasser des Suzukis einfach seinen Geist quittierte. Und nun? Unsere Mechaniker würden erst am Abend nach Stollberg kommen. Glücklicherweise hatte Veit in seinem Autohaus noch ein neues und stärkeres Ersatzteil auf Lager, das wir, dank unseres Heimvorteils, schnell "einfliegen" lassen konnten. Zudem hatten die Suzuki Mechaniker des benachbarten Teams Petto/Rauber auf dem Serviceplatz nichts zu tun und boten uns beim Einbau des Anlassers freundlicherweise ihre Hilfe an. Während die Jungs schraubten, machten wir unseren Aufschrieb fertig und verfeinerten die Passagen aus 2011 - unserem letzten gemeinsamen Auftritt bei der "Erze".

Bei unserer Rückkehr dann das bange Warten. Springt er an, springt er an? -- Aufatmen: er tat es! Unserem Start stand jetzt nichts mehr im Wege. Aber für einen echten Funktionstest war keine Zeit mehr. Es ging direkt zum Start der Rallye und auf den engen Stadtrundkurs durch die Gassen Stollbergs. Mit der zweitbesten Zeit, waren wir zufrieden. Alle Systeme liefen einwandfrei.

Am Samstagmorgen zeigte sich das Wetter im Erzgebirge von seiner launischen Seite. Im ersten Service zogen wir Intermediatereifen auf, da wir hofften, das der Regen aufhören und die Straßen abtrocknen würden. Eine gute Wahl. Wir fuhren alle Bestzeiten des Morgens. Obwohl wir auf dem Rundkursklassiker "Grünhain" drei Fahrzeuge überholen mussten und sich Veits Schulter beim schnellen Reagieren und Zurücklenken immer wieder bemerkbar machte ("Dis ziehd risch nei!"). Höhepunkt war unsere 15. Gesamtzeit auf der WP "Gelenau 1". Aber nicht nur auf den Wertungsprüfungen hatten wir unseren Spaß - auch auf den Verbindungsetappen war es mitunter sehr lustig. Wir lachten über kreative Passagen in unserem Aufschrieb ("danach ab in Bus und zurück") und Veit brachte mir die arzgebirgsche Aussprache der Dörfer bei, die wir gerade passierten.

Im Service wechselten wir auf weiche Trockenreifen, da es trotz dunkler Wolken nicht mehr regnete. Allerdings waren die Straßen teilweise noch immer feucht. Vor allem beim zweiten Durchgang in "Grünhain". Aus einer schlammigen und schmierigen Rechtskurve zog es uns untersteuernd in Richtung massiver Baumreihe im Kurvenausgang. Veit konnte zwar gerade noch so einen größeren Unfall verhindern, aber das Herz hing trotzdem für einen Augenblick auf Höhe des Gurtschlosses. Und auch danach ging es nicht ganz problemlos weiter. Auf dem Plattenweg der WP "Gelenau 2" bekam die vordere rechte Radaufhängung zwei heftige Schläge ab. Die Spur war danach nicht mehr einwandfrei und das subjektive Fahrverhalten des Suzukis abenteuerlich. Dennoch setzten wir drei Bestzeiten in Folge, festigten unsere Führung und bauten unseren Vorsprung auf den VW Polo von Lars Keller und Arndt Komorek auf über eine Minute aus. Die Messe war danach mehr oder weniger gesungen. Schlagen konnten uns an diesem Tag eigentlich nur die Swift-Technik und wir uns selbst.

Am Nachmittag fuhren wir die Prüfungen nur noch kontrolliert zu Ende. Veit bekämpfte die Schmerzen in seiner Schulter und ich meine erkältungsgeplagte Stimme. So feierten wir nach drei Jahren wieder einmal einen überlegenen Heimsieg. Dachten wir. Auf Verlangen des Veranstalters mussten wir nach dem Ziel noch einmal zur technischen Schlusskontrolle des Fahrzeugs, bei der die Sportkommissare noch einmal ganz genau die Reglementtauglichkeit des Suzukis überprüfen wollten. Nach über eine Stunde warten, ging der Daumen endlich hoch. Alles in Ordnung. Nur wir waren fertig... aber glücklich.