It ain't over till it's over

Als Führende im ADAC Junior Cup und zweite in der HJS Diesel Rallye Masters reisten wir zum letzten Meisterschaftslauf nach Niederbayern, zum Herbstklassiker "3-Städte-Rallye". Ganz nebenbei sei erwähnt, dass wir sogar noch Chancen auf den ADAC Masters Titel hatten. Diese waren allerdings rein rechnerischer Natur und wurden deshalb auch nicht in unsere Strategie mit eingebunden (bei der Thomas und ich uns im Übrigen mal nicht ganz einig waren). Thomas wollte eigentlich nur den Junior Cup gewinnen. Ich dagegen fand es auch noch ganz wichtig die Vizemeisterschaft bei dem Dieseln abzusichern. Um beide Ziele zu erreichen, mussten wir mindestens fünfte werden, während der HJS-Meister des Vorjahres und Junior Cup Gewinner von 2001 Holger Knöbel nicht siegen durfte. Auf dem Papier eine einfache Rechnung, auf den Wertungsprüfungen (WPs) der 3-Städte-Rallye eine echte Zitterpartie.

Viel zu zaghaft gingen wir auf den schmierigen WPs am Morgen zu Werke. Thomas war von seiner falschen Reifenwahl und dem nervösen Fahrverhalten des Golfs verunsichert oder zu sehr darauf bedacht lediglich auf Ankommen zu fahren. Ich wusste nicht genau, was mit ihm los war, aber am Ziel der ersten WP entnahm ich dem Gesicht meines Vaters und den Zeiten Böses. Satte 29 Sekunden verloren wir auf Knöbel... und es sollten nicht die Letzten sein. Nach 3 WPs betrug unser Rückstand auf die Spitze knapp 2 Minuten! Man kann da ganz selbstkritisch ruhig einmal von einer echten "Packung" reden.

Glücklicherweise war Alois Scheidhammer bei seiner Heimveranstaltung sehr gut aufgelegt und als einziger der Dieselmannen in der Lage Knöbels Tempo an der Spitze mitzugehen oder sogar schneller zu sein. Wir dagegen mussten zusehen, dass wir unsere Reifenprobleme und vor allem Psyche in den Griff bekamen.

Mit leicht verändertem Fahrwerk und besser bereift gingen wir in die zweite Schleife, um Florian Wacha im Opel den von uns angestrebten 5. Platz streitig zu machen. Doch so richtig wollte es uns nicht gelingen den Vorsprung zu reduzieren, nicht zuletzt weil Sohn und Vater Wacha erstaunlich gut dagegen hielten und wir noch immer nicht bereit waren alles zu riskieren. Trotz der ersten Top 3 Zeiten pendelte sich unser Rückstand auf die Beiden bis zur letzten Schleife auf 25 Sekunden ein. Holger Knöbel schien derweil den Willen Scheidhammers gebrochen und immer die passendere Antwort auf die Angriffe des Bayern gehabt zu haben. Es sah also ganz danach aus, als ob wir lediglich das Minimalziel Junior Cup erreichen sollten. Doch dann erwachte unser Kampfgeist...

Auf dem langem Rundkurs "Tillbach II" nahmen wir Wacha mit einer famosen Bestzeit 6,5 Sekunden ab, auf der folgenden längsten WP des Tages weitere 20! Unerklärlich und faszinierend zugleich empfand ich unser Zusammenspiel auf den letzten drei WPs. Ganz besonders, wie wir uns auf den Punkt konzentrieren und explodieren konnten und uns so zu dieser Leistung antrieben. Mit einer weiteren klaren Bestzeit erreichten wir das Ziel der letzten WP und fuhren mit dem Gewissen den Junior Cup gewonnen, die Diesel-Vizemeisterschaft jedoch vergeigt zu haben, halb zufrieden Richtung Haslinger Hof - dem Ziel der Veranstaltung.

Doch wie besang es einst Lenny Kravitz in einem seiner Lieder - "It ain't over till its over".

Auf dem besagtem Weg zum Ziel, klingelte mein Telefon. Ich wusste, dass es mein Vater war, der noch immer am Ziel der letzten WP stand, und war gespannt, was er zu berichten hatte. Er vermeldete den Ausfall des Führenden Holger Knöbel auf der letzten WP. Ungläubig schauten Thomas und ich uns an... dann war es still im Auto, weil wir beide wussten was es für uns bedeutet...

Das ist Rallye.